Der Bär ruft – M13 streift durch Südtirol

Der Braunbär war einst über den ganzen Alpenraum verbreitet. Verfolgung durch den Menschen und der zunehmende Lebensraumschwund hatten einen starken Rückgang der Bestände zur Folge, womit der Bär im Alpenraum fast überall verschwand. 1999 wurde das Wiederansiedelungsprojekt Life-Arctos im Naturpark Adamello-Brenta von der Autonomen Provinz Trient gestartet, bei dem slowenische Bären ausgewildert wurden. Die Bären haben sich gut an ihren neuen Lebensraum angepasst und vermehrt. Bärennachweise verteilen sich vor allem auf die westliche Landeshälfte das Trentino und angrenzenden Provinzen.


Wer war der Braunbär M13?

M13 war ein junger männlicher Braunbär von 3 Jahren. Seit 2008 werden die neu geborenen Bären des Life-Ursus Projekts mit einer fortlaufenden Nummer, sowie dem Zusatz M (Male) für männliche bzw. F (Female) für weibliche Bären, benannt. Braunbären verfügen über ein sehr feines Gehör und einen besonders ausgeprägten Geruchssinn, der ihnen auch zu Orientierung dient. Ihr Sehvermögen hingegen ist nur durchsnittlich gut und dürfte in etwa dem des Menschen entsprechen.

Der massige Körper eines männlichen Braunbärs im Alpenraum kann bis zu 200 kg schwer werden, trotzdem kann der Bär maximal 50 km/h schnell laufen. Normalerweise ziehen sich Braunbären in den Wintermonaten zur Winterruhe zurück. Nachdem M13 aus der Winterruhe erwachte wurde er am 19.02.2013 im Val Poschiavo erschossen. Wenn seine Artgenossen ihren Lebensraum in den Alpen nicht wieder verlieren sollen, müssen wir Menschen den Bären eine faire Chance geben.


Warum streunte M13 durch die Alpen?

Monitoring

Seit zwischen 1999 und 2002 zehn slowenische Bären ausgewildert wurden steigt der Bärenbestand stetig. Das Monitoring erlaubt genetische Untersuchungen und liefert verlässliche Daten über die aktuelle Situation der Bärenpopulation. Der Bestand in Südtirol wird mit Fotofallen und der Kontrolle von Kratzbäumen dokumentiert. Weiters können Monitoringdaten durch Sichtbeobachtungen, Schäden, Haaren und Losungen gesammelt werden.

Die Grafik zeigt den Bestand der nachgewiesenen Braunbären im Trentino sowie in Südtirol zwischen 1997 und 2011

GPS Halsband

Einige Bären werden mit einem Halsband mit GPS-Sender ausgestattet, der den Aufenthaltsort des Bären mehrmals täglich aufzeichnet und dann übermittelt.

Bereits im Herbst 2011 bekam M13 in Südtirol sein erstes Halsband, das er jedoch im Januar 2012 verlor. Der daraufhin erneuerte Sender wurde nach M13s Kollission mit der Räthischen Bahn beschädigt, sodass er mittlerweile mit seinem dritten GPS-Halsband ausgestattet ist.


Die Karten unten zeigen den neuen Lebensraum der Braunbären und die Routen auf denen Braunbären unterwegs waren.


Schafft der Bär Probleme?

Die Grafik oben zeigt die Zahl der Schäden durch Bären in Südtirol

Kategorisierung von Bärentypen

Der unauffällige Braunbär meidet normalerweise die Nähe zum Menschen, doch es gibt auch Tiere, die zunehmend die Scheu vor dem Menschen verlieren. Wenn sie sich zur Nahrungssuche häufig in die Nähe von Siedlungen begeben und dabei auch große Schäden anrichten können sie als Problembär eingestuft werden. Momentan wird ein Bär zum Risikobären eingestuft und damit zu Abschuss freigegeben, wenn er trotz wiederholter Vergrämung keine wachsende Menschenscheu zeigt. In Südtirol wird diese Regelung wird jedoch demnächst überarbeitet.

Schäden durch Risse

Alle verursachten Schäden von Bären werden von der Autonomen Provinz Bozen übernommen. Vorbeugende Maßnahmen, wie aufstellen von Elektrozäunen zum Schutz der Bienenkästen, werden finanziell unterstützt.


Welche Probleme hat der Bär?

Trotz ihrer imposanten Größe und wachsender Population im Naturpark sind die Bären stark bedroht. Die größte Gefahr für den Bären stellt die Ausbreitung der Mensch dar. Allein in diesem Jahr wurden M12 und M14, die beiden Brüder von M13 in Südtirol von Autos erfasst und getötet.

M13 selbst kollidierte in der Schweiz mit einem Zug und überlebte. Andere Bären wurden als Problembären geschossen, der Bär JJ3, Bruder des unter dem Namen Bruno bekannt geworden Bären JJ1, wird seit 2005 vermisst und wurde wahrscheinlich gewildert.


Wie können wir zusammenleben?

Um Braunbären wieder in unserer Umwelt willkommen zu heißen und ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen, müssen wir den Bären Sorgfalt und Respekt entgegenbringen. Dafür gibt es bestimmte Verhaltens- und Schutzmaßnahmen die zu beachten sind. Auch Unterstützung durch Wildbrücken ist nötig damit der Bär uneingeschränkt in seiner natürlichen Umgebung leben kann.

Falls ein Bär in eine Siedlung eindringt müssen sofort Schutzmaßnahmen ergriffen werden, da sich ein Bär die Futterquelle einprägt und wiederkehren könnte. Daher sollte man kein Essen oder Abfall im Freien herumliegen lassen und bärensichere Mülltonnen verwenden.


Schutzmaßnahmen für Haus- und Nutztiere

Zum Schutz der Schafsherden eignen sich Herdenschutzhunde, die Braunbären, die sich der Herde nähern, durch ihr Gebell abschrecken.

Bienenstöcke lassen sich durch das Errichten von Elektrozäunen schützen. An Hängen ist bergseitig der Zaun zu erhöhen, damit der Bär nicht darüber springen kann.


Verhaltensregeln für Menschen

In den letzten einhundert Jahren wurde in Mitteleuropa kein Bärenangriff auf Menschen registriert. Sollte man sich jedoch in einer gefährlichen Situation befinden, sollte man folgendes beachten:

  • Niemals nahe an einen Bären heran gehen.
  • Nicht umdrehen und wegrennen — Bären sind immer schneller als Menschen.
  • Ruhe bewahren und mit ruhiger Stimme auf sich aufmerksam machen.
  • Sich langsam entfernen und dabei das Tier nicht aus dem Blickfeld verlieren — nicht starren.
  • Bären attackieren erst, wenn sie sich bedroht fühlen.
  • Richtet sich ein Bär auf verschafft er sich nur einen besseren Überblick über die Situation.
  • Scheinattacken sollen die Person verjagen, dabei kommt es zu keinem Körperkontakt.
  • Falls sich der Bär nähert sollte man einen Gegenstand vor sich werfen, z.B. den Rucksack.
  • Wenn er sich weiter nähert, auf den Boden legen, Kauerstellung einnehmen und die Hände an den Nacken legen.